Welche Formen von digitaler Gewalt gibt es?
BeitragWas versteht man unter digitaler Gewalt?
Unter „digitaler Gewalt“ kann man sich vielleicht wenig vorstellen. Gemeint ist damit, dass Gewalt durch digitale Technologien oder digitale Medien ausgeübt wird oder dass sie im Internet stattfindet oder auf sozialen Netzwerken. Sehr häufig ist dabei gruppenbezogene Abwertung im Spiel: Die Angriffe richten sich gegen Personen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion oder aufgrund einer Behinderung. Oft trifft es auch Menschen, die sich sozial oder politisch engagieren.
Digitale Gewalt kann schwere gesundheitliche Folgen für die Betroffenen haben. Häufig handelt es sich nicht nur um „Ärger im Internet“, sondern die Gewalt hat im realen Leben begonnen (z.B. bei häuslicher Gewalt) oder sie wird online fortgesetzt (z.B. bei Mobbing) oder aus aggressiven Kommentaren im Internet werden tätliche Angriffe auf der Straße (z.B. gegen Politiker*innen).
Welche Formen von digitaler Gewalt gibt es?
Es gibt sehr viele unterschiedliche Formen von digitaler Gewalt, nicht wenige fallen in den Bereich der sexualisierten Diskriminierung. Bei manchen sind die Angreifer*innen unbekannt, bei anderen stammen sie aus dem Umfeld der Betroffenen. Mögliche Erscheinungsformen sind:
- Cybermobbing: Gezieltes Angreifen, Diffamieren oder „zuspammen“ über soziale Netzwerke oder auf Plattformen; Ausschließen aus Gruppen
- Cyberstalking: Jemand nimmt mit einer Person gegen deren Willen Kontakt auf (Anrufe, E-Mails und/oder Textnachrichten), verfolgt deren Online-Aktivitäten und/oder kann mit digitalen Hilfsmitteln Rückschlüsse über ihren analogen Standort ziehen
- Datendiebstahl: Abfangen von Profildaten oder von Daten auf einem Gerät von Betroffenen (z.B. Daten mit persönlichem Wert, Forschungsdaten oder Studienarbeiten, Kommunikationsinhalte wie E-Mails oder Chatnachrichten); die Daten können verschlüsselt, zerstört, verkauft oder veröffentlicht werden und/oder zur Erpressung oder für Identitätsdiebstahl missbraucht werden
- Deepfakes/Deepnudes: Manipulation von Audio- oder Videodateien mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, z.B. durch Verfälschung von Aussagen der Betroffenen oder durch das Erstellen von Nacktbildern
- „Dickpics“: Ungefragtes Zusenden von Bild-, Text- oder Filmmaterial mit pornografischen Inhalten ohne Einverständnis der Betroffenen; dies schließt auch die Verwendung von sexuell konnotierten Emojis ein
- Doxing: Es werden personenbezogene Daten der Betroffenen wie z.B. die Wohnadresse im Internet veröffentlicht
- Fotografieren/Aufnehmen: Jemand nimmt ohne Einverständnis Fotos oder Filme von anderen Personen auf, möglicherweise mit einer versteckten Kamera; das Veröffentlichen entsprechenden Bildmaterials im Internet stellt ein weiteres Vergehen dar
- Hate Speech/Hassrede: Jemand oder eine Gruppe von Menschen greift Betroffene auf sozialen Netzwerken, in Online-Foren oder in Kommentarspalten an, indem abwertende, beleidigende und/oder Gewalt androhende Inhalte gepostet werden; manchmal ist die Anzahl der Kommentare massiv („Shitstorm“)
- Identitätsdiebstahl: Jemand verfasst im Namen einer anderen Person Postings in sozialen Netzwerken, die ein schlechtes Licht auf diese werfen oder gibt kostspielige Bestellungen in deren Namen auf oder diffamiert sie bei der Polizei als kriminell („Swatting“)
- Sextortion: Erpressung mit sexuellem Bildmaterial, z.B. mit der Drohung, Bilder/Videos im Internet oder am Arbeits- bzw. Studienplatz zu veröffentlichen
- Spyware: Jemand erlangt Einsicht über private oder berufliche Inhalte durch das Aufspielen von Spyware oder Schadsoftware auf einem Computer oder Smartphone; jemand nutzt Spyware, um Aufzeichnungen ohne Einwilligung der Beteiligten während einer Videokonferenz zu machen
- Wissenschaftsfeindlichkeit: Wissenschaftler*innen können aufgrund ihrer Forschung angegriffen werden. Dabei geht es nicht darum, sachliche Kritik an den Methoden oder Ergebnissen eines Forschungsthemas zu üben, sondern dieses abzuwerten und die Forschenden persönlich anzugreifen oder ihnen ihre fachliche Kompetenz abzusprechen
Vor allem in den Sozialen Medien sind Hate Speech und andere Formen digitaler Gewalt nahezu alltäglich. Das heißt aber nicht, dass man diese hinnehmen muss – verschiedene Handlungsmöglichkeiten für Betroffene von digitaler Gewalt werden in weiteren Beiträgen zu diesem Thema vorgestellt.
Dieser Artikel wurde von Hochschule Emden/Leer erstellt und zuletzt am aktualisiert.