Was kann ich tun, wenn ich von Konflikten zwischen Studierenden oder Teammitgliedern erfahre?

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Lehrende/Leitende haben eine Schlüsselrolle bei der Lösung von Konflikten und für die Entwicklung einer guten Streitkultur.
Möglicherweise erfährst du von Konflikten, weil Person A sich bei dir über B beschwert. Oder du bekommst mit, dass dicke Luft herrscht, ohne dass dich jemand anspricht. Schauen wir uns zunächst den ersten Fall an:

A beschwert sich über B

Häufig sprechen Lehrende/Leitende dann zunächst einzeln mit A über die Situation. Sie fragen nach, was genau das Problem ist, was B gemacht hat, welche Beispiele es gibt etc. Danach folgt oft ein Gespräch mit B, bei dem die Geschichte natürlich ganz anders klingt. Danach spricht die Führungskraft nochmals mit A oder anderen. Das führt aber meist eher zu einer Verschlechterung der Situation und der Streitkultur in der Gruppe oder im Team.
Warum? A und B gehen beide mit ihrer eigenen Version aus dem Gespräch mit dir heraus, auch darüber, was du angeblich gesagt hast und wie du die Sache siehst. Außerdem erleben Mitglieder der Gruppe oder des Teams, dass man sich bei dir über ein anderes Mitglied „im Vertrauen“ beschweren kann. Besser wäre es, wenn sich jede:r sicher sein kann, dass nicht schlecht über ihn oder sie geredet wird, ohne dass man davon weiß. Gut wäre auch, wenn die Studierenden oder Mitarbeitenden im Laufe der Zeit erleben, dass sie sich beim Gang zur Lehr- oder Führungsperson auch dazu entscheiden, dass sich diese um einen Konflikt kümmern soll. Daher solltest du Einzelgespräche vermeiden.
  • Frage A nicht inhaltlich zu dem Konflikt, sondern ob er oder sie schon versucht hat, die Differenzen mit B zu besprechen und Lösungen zu finden. Falls das noch nicht geschehen ist, fordere dazu auf und erkundige dich im Anschluss, wie das Gespräch gelaufen ist.
  • Wenn A mit den eigenen Versuchen bei B nicht weitergekommen ist, sage, dass du dich mit A und B zusammensetzen wirst, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

Du erfährst anderweitig von einem Konflikt

In diesem Fall solltest du den Streitparteien sagen, dass es nach deinem Eindruck Differenzen in der Zusammenarbeit gibt und dass du diese gerne in einem gemeinsamen Gespräch klären und ggf. lösen möchtest. Setze das Treffen möglichst innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage an.
Beachte dabei die drei goldenen Regeln:
Wenn es schwierig wird: Persönliches Gespräch statt E-Mails!
Auch wenn es Überwindung kostet in einer angespannten Situation: Suche das persönliche Gespräch. Schriftliche Kommunikation, besonders über Email, verschärft Konflikte und macht eine Lösung schwieriger.
Du bist gefordert: Hole die Konfliktparteien an einen Tisch!
Kurzfristig scheint es einfacher zu sein, mit Konfliktparteien einzeln zu sprechen. Besser ist aber, die Beteiligten an einen Tisch zu holen, die Sichtweisen schildern zu lassen und für eine verbindliche Lösung des Konfliktes zu sorgen. Wenn das nicht gelingt, entscheidest du, auf welchem Wege eine Klärung erreicht werden soll.
Regelmäßige Gespräche zu der Frage: Wie läuft die Zusammenarbeit in der Gruppe/im Team und mit mir als Lehr- oder Führungsperson?
Die beste Konfliktprävention sind gemeinsame Gespräche in der Gruppe oder im Team. Es lohnt sich die Zusammenarbeit nicht bilateral, sondern in einer gemeinsamen Runde zu besprechen. Die Frage lautet dann: Mit Blick auf die vergangene Zeit,
  • was läuft gut im persönlichen Miteinander, bei den Strukturen und Abläufen (jede:r notiert drei Punkte),
  • was sollte besser / anders laufen (ebenfalls zunächst jede:n drei Punkte notieren lassen).
Danach schaut ihr euch alle Punkte gemeinsam an und vereinbart ggf. Veränderungen.
Dieser Artikel wurde von Hochschule Emden/Leer erstellt und zuletzt am aktualisiert.